Gruppenanfragen auf Instagram: Woher kommt der Spam? Und was kann man dagegen tun?
Instagram hat ein Spamproblem.
Quelle: Imago
Auf Instagram werden Nutzer mit dubiosen Gruppenanfragen überflutet. Das Netzwerk selbst arbeitet an einer neuen Nachrichtenfunktion, die das Problem beheben soll. Bis dahin helfen ein paar Tricks.
Hannover. Sie beinhalten dubiose Links, haufenweise Kuss-Smileys oder anzügliche Fragen – in jedem Fall aber sind sie wahnsinnig nervig. Auf Instagram werden Nutzer seit einigen Wochen verstärkt mit Gruppenanfragen von Spambots belästigt. Knapp bekleidete Frauen bitten um Link-Klicks und gelangen auf diese Weise im schlimmsten Fall an private Daten.
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Die Nutzer der Plattform scheint der massive Spam zwischenzeitlich in den Wahnsinn zu treiben. In den sozialen Netzwerken zeigen einige Bilder ihres Postfachs, das mit unzähligen Anfragen von Sexgruppen geflutet wird. Einige berichten, dass beinahe stündlich neue Anfragen gesendet würden. Wiederum andere fordern: „Instagram, tu endlich etwas.“
Was steckt hinter den nervigen Nachrichten? Und wie wird man die Bots wieder los?
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Vorsicht: Niemals auf die Links klicken
Wer genau die dubiosen Gruppenanfragen verschickt, lässt sich nicht so einfach herausfinden. Tatsächlich ist bis heute kein einziger Fall bekannt, in dem tatsächlich ein Instagram-Betrüger zur Rechenschaft gezogen wurde. Sehr wohl allerdings sind die Motive der dubiosen Gruppenanfragen nachzuverfolgen.
Der Technik-Youtuber ZaK tech beispielsweise hat bereits 2019 einen waghalsigen Test gemacht und einen Link in einer der dubiosen Instagram-Spamnachrichten angeklickt. In einem Video ist zu sehen, welche schwerwiegenden Folgen das hat.
Klickt man auf einen Link, der zunächst als p*rnoseite angepriesen wird, gelangt man auf eine Anmeldemaske, die der von Instagram täuschend ähnlich sieht. Hier wird man aufgefordert, seinen Instagram-Nutzernamen und sein Passwort einzugeben. Tut man dies, sind die Anmeldedaten in den Händen der Betrüger. Im Falle von ZaK tech wurde offenbar umgehend versucht, den Account des Youtubers zu hacken.
Dubiose Flirtseiten wollen Geld
Doch nicht immer scheint das Phishing der Accountdaten das Ziel zu sein. Auch der Bayerische Rundfunk hat vor einiger Zeit mithilfe einer virtuellen Maschine einen Spamlink auf Instagram angeklickt und die folgenden Ereignisse dokumentiert. Der Reporter landete demnach zunächst auf einem Datingportal, auf dem er intime Fragen beantworten sollte. Später wurde er auf verschiedene Flirtseiten weitergeleitet.
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Auf diesen Flirtseiten selbst lässt sich dann mit angeblich „echten Frauen“ chatten, allerdings nur für rund zehn Minuten. Dann muss ein Coin-Konto aufgeladen werden, und zwar für satte 10 Euro. Mit anderen Worten: Mit massig verschickten Gruppenchatanfragen und ein paar gutgläubigen Instagram-Nutzern lässt sich am Ende des Tages richtig viel Geld verdienen.
Laut einem Bericht von „Vol.at“ könne man sich mit einigen Links auch Viren einfangen, andere wiederum sammelten Daten wie etwa E-Mail-Adressen, um diese dann für Geld weiterzuverkaufen. Besonders heikel: Nicht selten würden Nutzer auch unwissend zu Mittätern, wenn in solchen Gruppen kinderp*rnografische Inhalte geteilt würden. Diese Gruppen sollten daher umgehend der Polizei gemeldet werden.
Was Instagram zum Problem sagt
Instagram ist das Problem derweil bekannt, erklärt ein Facebook-Sprecher auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND): „Uns ist bewusst, dass Direktnachrichten in manchen Fällen dazu genutzt werden, andere Personen zu belästigen, und wir arbeiten daran, künftig Einstellungsoptionen zur Verfügung zu stellen, die das verhindern“, heißt es in einer Stellungnahme.
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Einige Accounts hätten diese Funktionen bereits, etwa Business- und Creator-Accounts, die besonders viele Nachrichten von fremden Personen erhalten. Derartige Accounts werden vor allem von Influencern oder bekannten Persönlichkeiten genutzt. „Sie haben bereits heute die Möglichkeit, Direkt- und Gruppennachrichten von Accounts abzuschalten, denen sie nicht folgen. Und wir hoffen, diese Nachrichteneinstellungen nach und nach allen Nutzern zur Verfügung stellen zu können“, heißt es weiter.
Auch in einem aktuellen Blogpost greift Instagram die Problematik der Spamnachrichten auf: Darin kündigt man „harte Maßnahmen“ an, wenn in privaten Nachrichten gegen die Community-Standards verstoßen werde. „Wenn jemand DMs sendet, die gegen unsere Regeln verstoßen, verbieten wir dieser Person derzeit, für einen festgelegten Zeitraum weitere Nachrichten zu senden“, heißt es dort. „Wenn jemand weiterhin verletzende Nachrichten sendet, deaktivieren wir sein Konto. Wir deaktivieren auch neue Konten, die erstellt wurden, um unsere Messaging-Einschränkungen zu umgehen, und deaktivieren weiterhin Konten, die nur zum Senden missbräuchlicher Nachrichten erstellt wurden.“
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Spam auf Instagram ist kein neues Phänomen
Zur Überprüfung von Spamaccounts komme laut Instagram ein Anti-Spam-System zum Einsatz, das teils automatisiert, teils manuell verdächtige Posts erkenne. Jeden Tag würden Millionen solcher Konten schon bei der Registrierung blockiert. Die meisten Nutzer würden derweil gar nicht mit Spam auf der Plattform in Berührung kommen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Instagram bereits seit Jahren ein Spamproblem hat. Dabei haben sich mit der Zeit die unterschiedlichsten Maschen auf der Plattform etabliert – gegen alle ist das Netzwerk früher oder später vorgegangen. Richtig in den Griff bekommen hat Instagram das Problem jedoch nie.
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Über Jahre hinweg waren Spamnachrichten vor allem in den Kommentarspalten zu öffentlichen Bildposts zu finden. Wer bekannte Hashtags für seine Fotos benutzte, geriet schnell ins Visier vom Spambots. Diese warben dann in den Kommentaren für alles Mögliche. Auch Markierungen auf dubiosen Fotoposts müssen viele Instagram-Nutzer ertragen – und nicht zuletzt Spamnachrichten im privaten Postfach.
Auch Influencer nutzen Bots
Nicht immer stecken dubiose Schmuddelseiten hinter dem Spam: Auch etablierte Influencer nutzen Bots, um ihre Karriere auf der Plattform anzukurbeln. Mit bestimmten Tools war es zeitweise beispielsweise möglich, anderen Nutzern wahllos zu folgen oder deren Posts zu liken – was wiederum dabei half, selbst neue Follower zu generieren.
Bei der Masche des „Mass Storyviewing“ war es möglich, mithilfe von Bots massenhaft die Storys anderer Nutzer anzuschauen. Diese wurden dadurch dann auf einen Account aufmerksam und folgten im besten Fall zurück. Laut einer Untersuchung von Ghost Data aus dem Jahr 2018 stecken hinter 95 Millionen Accounts auf Instagram keine echten Menschen, sondern Bots oder Fakes.
Glaubt man den Berichten aus den sozialen Netzwerken, scheint die aktuelle Spamwelle mit dubiosen Gruppenanfragen noch mal ein ganz neues Ausmaß anzunehmen – und das versprochene Tool zum Blockieren derartiger Nachrichten ist laut Instagram noch nicht für alle Nutzer verfügbar. Wie also kann man sich zumindest zeitweise die Spambots vom Leib halten?
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Was Nutzer gegen den Gruppenspam tun können
1. Account umwandeln
Eine Möglichkeit wäre, seinen privaten Instagram-Account in einen Creator- oder Business-Account umzuwandeln. Anders als bei privaten Nutzeraccounts ist die Funktion zum Blockieren bestimmter Nachrichten hier bereits vorhanden. In den Instagram-Einstellung ist eine Umwandlung mit wenigen Klicks möglich. Sinn der Sache ist das aber eigentlich nicht: Business- oder Creator-Accounts beinhalten zahlreiche Funktionen, die für Privatnutzer eher uninteressant sind, wenn nicht gar störend sein können. Dazu zählen beispielsweise diverse Analysefunktionen oder die Möglichkeit, eigene Posts zu bewerben.
2. Profil privat schalten
Eine andere Möglichkeit wäre, das eigene Instagram-Profil so privat wie möglich zu halten. In den Instagram-Einstellungen ist es beispielsweise möglich, die öffentliche Darstellung von Posts komplett abzuschalten und gepostete Beiträge nur für Freunde freizugeben. Zudem dürfte es helfen, auf bekannte Hashtags zu verzichten – durch die werden Spambots nämlich regelrecht angelockt.
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3. Accounts melden und blockieren
In jedem Fall können Instagram-Nutzer dubiose Spamaccounts melden und blockieren. Dazu muss man das Profil des Spambots besuchen und oben rechts auf die drei Pünktchen klicken. Das allerdings dürfte von wenig Erfolg gekrönt sein – die Betreiber der dubiosen Gruppen verschicken ihre Nachrichten schließlich von unzähligen verschiedenen Accounts.
4. Push-Nachrichten abstellen
Hilft gar nichts mehr gegen die nervigen Gruppenanfragen, dürfte das Deaktivieren der Push-Benachrichtungen die effektivste Lösung sein – das funktioniert auch ohne Business- oder Creator-Account. In den Einstellungen muss dafür der Punkt „Benachrichtigungen“ und dann „Direct-Nachrichten“ aufgerufen werden.
Wann genau das angekündigte Nachrichten-Tool zum Verhindern von unliebsamen Anfragen für Privatnutzer eingeführt werden soll, ließ Instagram zunächst offen.